Tunesien: Ein nordafrikanischer Brückenkopf zwischen Kulturen und Kontinenten
Die Republik Tunesien, arabisch al-Dschumhuriyya at-Tunisiyya, stellt in vielerlei Hinsicht eine bemerkenswerte Brücke zwischen Afrika, Europa und dem Nahen Osten dar. Gelegen an der nordöstlichen Spitze Afrikas, ist Tunesien das nördlichste Land des Kontinents und nur etwa 140 Kilometer von der italienischen Insel Sizilien entfernt. Mit seiner langen und vielfältigen Geschichte, die Zeugnisse der Phönizier, Römer, Araber, Osmanen und Franzosen umfasst, repräsentiert Tunesien ein kulturelles Mosaik, das sowohl die afrikanische als auch die mediterrane Welt tiefgreifend geprägt hat.
Die strategische Lage Tunesiens entlang des Mittleren Meeres hat das Land zu einem Knotenpunkt des Handels und des kulturellen Austauschs gemacht. Daraus ergibt sich eine einzigartige Rolle für Tunesien als Vermittler zwischen verschiedenen Wirtschaftsräumen und politischen Einflusssphären. Diese Sonderstellung kommt auch in der tunesischen Wirtschaft zum Tragen, die durch eine Diversifizierung von Landwirtschaft, Tourismus, Industrie und Bergbau charakterisiert ist. Insbesondere der Tourismus profitiert von den kilometerlangen Sandstränden, historischen Stätten und einem milden Klima, das Tunesien zu einem beliebten Reiseziel macht.
Tunesien hat in der jüngeren Geschichte einen Weg des politischen Wandels beschritten. Der Arabische Frühling, der seinen Ausgangspunkt im Dezember 2010 in Tunesien nahm, führte zur Ablösung des langjährigen Präsidenten Zine El Abidine Ben Ali und mündete in eine Phase der Demokratisierung. Die darauffolgenden Jahre waren geprägt von politischen Reformen, Wahlen und der Verabschiedung einer neuen Verfassung im Jahr 2014, die Tunesien den Ruf als "Vorreiter der Demokratie" in der arabischen Welt einbrachte. Dieser Transformationsprozess wurde international anerkannt und durch die Verleihung des Friedensnobelpreises an das Quartett für den nationalen Dialog im Jahr 2015 gewürdigt.
Trotz des demokratischen Fortschritts stehen die Bürgerinnen und Bürger Tunesiens vor wirtschaftlichen und sozialen Herausforderungen, die das Land im Zuge der politischen Übergangsphase und globaler Entwicklungen zu bewältigen hat.
Insgesamt verkörpert Tunesien als nordafrikanisches Land einen Mikrokosmos der arabisch-islamischen sowie der mediterranen Welt und spielt damit eine Schlüsselrolle in der regionalen Stabilität und Entwicklung. Die geographische Nähe zu Europa, kombiniert mit kultureller Vielfalt und politischer Dynamik, macht Tunesien zu einem interessanten Partner und Akteur in internationalen Beziehungen.## Geographische Lage, Klima und Naturraum Tunesiens
Nach der Einleitung in die Bedeutung Tunesiens als Brückenkopf zwischen Kulturen und Kontinenten wenden wir uns nun der geographischen Beschaffenheit, dem Klima und den Naturräumen des Landes zu. Diese Aspekte bilden die Grundlage für das Verständnis der kulturellen und wirtschaftlichen Entwicklungen sowie der sozialen Herausforderungen, mit denen Tunesien konfrontiert ist.
Die geographische Lage Tunesiens: Ein Tor zum Mittelmeer
Tunesien liegt an der nordöstlichen Spitze Afrikas und bildet das Tor zum Mittelmeer. Mit einer Küstenlinie von etwa 1.148 Kilometern entlang des Mittelmeeres und Grenzen zu Algerien im Westen sowie Libyen im Südosten, nimmt Tunesien eine strategische Position ein. Seine Nähe zu Europa, insbesondere zu Italien, eröffnet dem Land vielfältige Möglichkeiten für Handel und kulturellen Austausch und macht es zu einem geopolitischen Drehkreuz in der Region.
Das Klima: Ein Spiegelbild der geographischen Diversität
Tunesiens Klima ist so vielfältig wie seine Landschaften. Im Norden des Landes herrscht ein mediterranes Klima mit milden, feuchten Wintern und heißen, trockenen Sommern, die der Landwirtschaft günstige Bedingungen bieten. Der Niederschlag konzentriert sich hauptsächlich auf die Wintermonate, wobei die Küstenregionen ergiebigere Niederschläge erhalten als das Landesinnere. In den zentralen Steppen und der südlichen Sahara hingegen dominieren aride und semi-aride Klimabedingungen mit extremen Temperaturschwankungen und geringen Niederschlägen, was eine Herausforderung für die Wasserversorgung und die landwirtschaftliche Nutzung darstellt.
Naturräume: Von fruchtbaren Ebenen zu kargen Wüsten
Tunesien bietet eine breite Palette an Naturräumen, die von fruchtbaren Küstenebenen über das nördliche Bergland, das von den Ausläufern des Atlasgebirges geprägt wird, bis hin zu den weiten und kargen Landschaften der Sahara reichen. Im Norden und entlang der Küstenregionen finden sich bedeutende landwirtschaftliche Gebiete, insbesondere das fruchtbare Tal des Medjerda, das die Lebensader für die tunesische Landwirtschaft darstellt und durch seine ganzjährige Wasserführung unverzichtbar ist.
In der zentralen Region des Landes erstreckt sich die Dorsale, ein Gebirgszug, der für seine Biodiversität und die höchste Erhebung Tunesiens, den Djebel Chambi, bekannt ist. Östlich der Dorsale liegt die landwirtschaftlich geprägte Region des Sahel, während sich südlich der Dorsale bis hin zur Schottsenke eine ausgedehnte Steppe erstreckt, die von Trockentälern, den sogenannten Wadis, durchzogen ist.
Der Süden Tunesiens ist durch die Sahara charakterisiert, mit Landschaftsformen wie dem Östlichen Großen Erg und den beeindruckenden Salzseen, den Schotts, die unterhalb des Meeresspiegels liegen. Diese Naturräume prägen nicht nur die Lebensweise der dort ansässigen Bevölkerung, sondern sind auch von großer Bedeutung für den Tourismus und die wirtschaftliche Entwicklung des Landes.
Herausforderungen des Klimawandels
Die zunehmenden Unregelmäßigkeiten der Niederschläge, verstärkt durch den globalen Klimawandel, verschärfen die Herausforderungen in den ohnehin schon trockenen Regionen Tunesiens. Insbesondere in den Steppengebieten, die an der Grenze zur landwirtschaftlichen Nutzbarkeit stehen, führen Dürreperioden zu ernsthaften Problemen für die Ernährungssicherheit und die lokale Wirtschaft.
Fazit
Die geographische Lage, das Klima und die Naturräume Tunesiens sind sowohl Segen als auch Herausforderung. Sie bieten einerseits einzigartige Möglichkeiten für Landwirtschaft, Tourismus und kulturellen Austausch, stellen das Land andererseits aber auch vor komplexe Aufgaben im Umgang mit natürlichen Ressourcen und den Auswirkungen des Klimawandels. Eine nachhaltige Bewirtschaftung dieser Ressourcen und Anpassungsstrategien an die veränderten klimatischen Bedingungen sind unerlässlich für die zukünftige Entwicklung Tunesiens.
[Quellen: Auswärtiges Amt, CIA World Factbook, GTAI, afrika-junior.de, Wikipedia]### Historische Entwicklung und kulturelles Erbe
Von phönizischen Siedlern bis zur modernen Republik
Die Geschichte Tunesiens zeugt von der tiefgreifenden Begegnung verschiedener Zivilisationen, die das Land im Lauf der Jahrtausende bereisten, eroberten und beeinflussten.
Die Wurzeln Tunesiens: Phönizier, Punier und Römer
Bereits im 12. Jahrhundert v. Chr. siedelten die Phönizier an der Küste des heutigen Tunesiens und gründeten Karthago, das zu einem mächtigen Handelsimperium heranwuchs. Die punische Kultur entwickelte sich und hinterließ bedeutende Spuren in der Region. Im Zuge der Punischen Kriege wurde Karthago jedoch eine römische Provinz und markierte den Beginn einer neuen Ära. Die Römer erbauten monumentale Bauwerke, Straßen und Aquädukte, von denen einige bis heute erhalten sind und als UNESCO-Weltkulturerbe gelten, wie zum Beispiel das Amphitheater von El Djem.
Arabische Eroberung und das islamische Erbe
Mit der arabischen Eroberung im 7. Jahrhundert begann die Islamisierung und Arabisierung Tunesiens. Kairouan, gegründet im Jahr 670, entwickelte sich zu einem bedeutenden Zentrum des Islams und der Gelehrsamkeit. Die Große Moschee von Kairouan ist ein herausragendes Beispiel islamischer Architektur und ein wichtiger Ort für Pilger. Im Laufe der Jahrhunderte entstanden weitere Städte, die bis heute für ihre historischen Medinas und Basare bekannt sind.
Osmanische Herrschaft und französisches Protektorat
Das 16. Jahrhundert markierte den Beginn der osmanischen Herrschaft, die das politische und militärische Gesicht Tunesiens veränderte. Trotz der osmanischen Präsenz bewahrte Tunesien eine gewisse Autonomie, die sich in der lokalen Architektur und Kunst widerspiegelte. Im 19. Jahrhundert wurde Tunesien zu einem französischen Protektorat, was zu tiefgreifenden sozialen und wirtschaftlichen Veränderungen führte. Französische Kolonialarchitektur und die Verbreitung der französischen Sprache sind bis heute sichtbare Zeugnisse dieser Epoche.
Unabhängigkeit und der Weg zur Demokratie
1956 erlangte Tunesien seine Unabhängigkeit von Frankreich. Nach Jahrzehnten autoritärer Führung führten die Ereignisse des Arabischen Frühlings im Jahr 2011 zu einer Demokratisierung des Landes. Die friedliche Revolution setzte einen politischen Umbruch in Gang, der Tunesien auf den Weg einer der fortschrittlichsten Verfassungen in der arabischen Welt brachte.
Kulturelles Erbe als Identitätsstifter
Museen wie das Bardo-Museum in Tunis bewahren Kunstschätze von der Antike bis zur Gegenwart. Traditionelle Handwerkskunst, Musik und Küche sind Ausdruck der kulturellen Vielfalt und ziehen Besucher aus aller Welt an. Festivals wie das Internationale Festival von Karthago feiern diese Vielfalt und tragen zum kulturellen Austausch bei.
Fazit und Herausforderung
Die historische Entwicklung Tunesiens zeigt eine Nation, die durch ihre Geschichte geformt wurde und sich ständig weiterentwickelt. Das Erbe der Vergangenheit ist im Alltag der Menschen verwurzelt und prägt die gesellschaftliche Entwicklung. Der Schutz und die Förderung dieses Erbes sind zentrale Herausforderungen für die Gegenwart und die Zukunft Tunesiens. Die Bewahrung der historischen Stätten und die Vermittlung des reichen kulturellen Erbes an kommende Generationen sind von großer Bedeutung für die Identität und das internationale Ansehen Tunesiens.
[Quellen: UNESCO, Bardo-Museum, Nationalarchiv Tunesien, Encyclopaedia Britannica, Geschichte Tunesiens (Universität Tunis)]
Politisches System Tunesiens: Demokratische Entwicklung und Institutionen, gesellschaftliche Struktur und Wirtschaft
Nach einer Periode tiefgreifender politischer Umwälzungen hat sich in Tunesien ein politisches System etabliert, das eine Balance zwischen präsidialen und parlamentarischen Elementen sucht. Die Verfassung von 2014 legt dabei den Grundstein für eine semipräsidentielle Republik, in der der Präsident, der direkt vom Volk gewählt wird, vornehmlich für die Außen-, Verteidigungs- und Sicherheitspolitik zuständig ist, während die Regierungsführung und die Innenpolitik in den Händen des Premierministers und des Parlamentes liegen. Diese Machtteilung soll eine Konzentration der Exekutivgewalten verhindern und eine pluralistische Demokratie fördern.
Durch die Einführung des Verhältniswahlrechts hat das tunesische Mehrparteiensystem eine Vielzahl politischer Akteure hervorgebracht, was zu einem dynamischen politischen Diskurs und gelegentlichen Koalitionsregierungen führt. Die politische Landschaft ist geprägt von einer Mischung aus säkularen und religiösen Parteien, die unterschiedliche soziale und wirtschaftliche Visionen für das Land vertreten.
Der Prozess der Demokratisierung hat auch die Zivilgesellschaft gestärkt. Organisationen wie der Gewerkschaftsbund UGTT, der Industrieverband UTICA und der Menschenrechtsliga spielen eine wichtige Rolle im öffentlichen Leben und tragen durch Dialog und Verhandlungen zur politischen und sozialen Stabilität bei. Diese zivilgesellschaftlichen Akteure waren maßgeblich an der friedlichen Transformation des Landes beteiligt und wurden dafür mit dem Friedensnobelpreis ausgezeichnet.
Gesellschaftliche Struktur: Zwischen Tradition und Modernisierung
Während ein Großteil der Bevölkerung in urbanen Zentren wie Tunis, Sfax und Sousse lebt und von den Errungenschaften moderner Bildungs- und Gesundheitssysteme profitiert, gibt es auch ländliche Regionen, in denen traditionelle Lebensweisen vorherrschen. Hier spielen familiäre Strukturen, lokale Bräuche und die Landwirtschaft eine zentrale Rolle im Alltag der Menschen.
Die tunesische Bevölkerung ist relativ jung, was sowohl Herausforderungen als auch Potenzial für wirtschaftliche Entwicklung und sozialen Wandel birgt. Eine Herausforderung ist die hohe Jugendarbeitslosigkeit, die zu sozialen Spannungen führen kann. Andererseits ist gerade die junge Generation zunehmend besser ausgebildet und vernetzt, was sie zu einem Motor für Innovation und gesellschaftlichen Fortschritt macht.
Die Gleichstellung der Geschlechter hat in Tunesien eine lange Tradition und ist stärker ausgeprägt als in vielen anderen arabischen Ländern. Die Verfassung garantiert gleiche Rechte für Männer und Frauen, und Tunesien hat eine Reihe von Gesetzen erlassen, die die Rechte von Frauen stärken, insbesondere im Familienrecht und im Zugang zu Bildung und Erwerbstätigkeit.
Wirtschaft Tunesiens: Diversifizierung und Herausforderungen
Die tunesische Wirtschaft ist diversifiziert und umfasst Landwirtschaft, Bergbau, Industrie und Dienstleistungen. Die Landwirtschaft, traditionell ein Rückgrat der Wirtschaft, profitiert von den fruchtbaren Böden im Norden und wird durch moderne Bewässerungssysteme unterstützt. Tunesien ist ein bedeutender Exporteur von Olivenöl und hat eine starke Agrarindustrie aufgebaut, die von der Produktion bis zur Verarbeitung reicht.
Die Industrie ist ein weiterer wichtiger Wirtschaftszweig, insbesondere die Textil- und Bekleidungsindustrie, die Elektrotechnik und die Automobilzuliefererindustrie. Tunesiens Lage und die Investitionen in Bildung und Infrastruktur haben ausländische Direktinvestitionen angezogen, die zur Schaffung von Arbeitsplätzen und zum Wissenstransfer beigetragen haben.
Der Dienstleistungssektor, angeführt vom Tourismus, ist ein wesentlicher Wirtschaftsmotor. Die reiche Geschichte und Kultur des Landes, gepaart mit seinen Mittelmeerstränden, zieht Besucher aus aller Welt an. Der Tourismus ist jedoch auch anfällig für politische Instabilitäten und globale Entwicklungen, wie die COVID-19-Pandemie gezeigt hat.
Wirtschaftliche Herausforderungen bestehen weiterhin in Form von Arbeitslosigkeit, regionalen Disparitäten und einer gewissen Abhängigkeit von Energieimporten. Tunesien steht vor der Aufgabe, seine Wirtschaft weiter zu diversifizieren, die Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen und das Bildungssystem stärker an die Bedürfnisse des Arbeitsmarktes anzupassen.
Fazit
Die gesellschaftliche Struktur ist von Vielfalt und einem Streben nach Fortschritt geprägt. Die Wirtschaft des Landes zeigt Stärken in verschiedenen Sektoren, sieht sich jedoch auch mit Herausforderungen konfrontiert, die es im Sinne einer nachhaltigen Entwicklung zu bewältigen gilt. Die Zukunft Tunesiens wird wesentlich davon abhängen, wie das Land diese Herausforderungen angeht und die Chancen nutzt, die sich aus seiner jungen Bevölkerung, seiner strategischen Lage und seinem kulturellen Erbe ergeben.
[Quellen: Auswärtiges Amt, CIA World Factbook, GTAI, Tunesiens nationale Statistikinstitute, Weltbank, UNESCO]
Herausforderungen und Chancen in der modernen tunesischen Gesellschaft. Die Balance zwischen Tradition und Moderne
In einer Zeit des Umbruchs und des Neuanfangs sieht sich die tunesische Gesellschaft mit einer Vielzahl von Herausforderungen konfrontiert, die das Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne, zwischen sozialen Erwartungen und individuellen Freiheiten widerspiegeln. Die demografische Entwicklung mit einer jungen, gut ausgebildeten Bevölkerung, die nach Beschäftigung und Teilhabe strebt, setzt das Land unter Druck, adäquate soziale und wirtschaftliche Bedingungen zu schaffen.
Die Jugendarbeitslosigkeit stellt eine der drängendsten Probleme dar. Trotz hoher Bildungsabschlüsse finden viele junge Tunesier keinen Einstieg in den Arbeitsmarkt, was zu sozialen Spannungen und einer zunehmenden Auswanderung qualifizierter Arbeitskräfte führt. Diese "Brain Drain"-Problematik birgt das Risiko einer schwindenden Innovationskraft und einer stagnierenden wirtschaftlichen Dynamik.
Gleichzeitig ist die tunesische Gesellschaft durch eine fortschreitende Urbanisierung gekennzeichnet, die eine Abwanderung aus ländlichen Regionen und eine Konzentration auf die großen Städte mit sich bringt. Dadurch entstehen soziale Brennpunkte und Herausforderungen in der städtischen Infrastruktur und im Wohnungsbau.
Die Rolle der Frau in der tunesischen Gesellschaft hat sich zwar seit der Unabhängigkeit stark verbessert, dennoch gibt es weiterhin Diskrepanzen zwischen den gesetzlich verankerten Rechten und der gesellschaftlichen Realität. Die Gleichberechtigung in Beruf, Bildung und Politik bleibt ein wichtiges Thema, um das volle Potenzial der weiblichen Bevölkerung für die Entwicklung des Landes zu nutzen.
Chancen: Investition in Bildung und Digitalisierung
Tunesiens Chance liegt in seiner gut ausgebildeten, mehrsprachigen und jungen Bevölkerung, die das Land zu einem attraktiven Standort für ausländische Investitionen und moderne Dienstleistungen machen könnte. Die Förderung von Start-ups und die Etablierung eines dynamischen Unternehmertums sind entscheidend, um Arbeitsplätze zu schaffen und die Wirtschaft zu beleben.
Der Ausbau der digitalen Infrastruktur kann dazu beitragen, Bildungschancen zu verbessern und die öffentliche Verwaltung effizienter zu gestalten. Dadurch könnten auch ländliche Regionen besser angebunden und in wirtschaftliche Entwicklungen integriert werden.
Zudem kann Tunesien von seiner geographischen Lage als Brücke zwischen Europa und Afrika profitieren. Investitionen in erneuerbare Energien, die Nutzung des touristischen Potenzials unter Berücksichtigung ökologischer Aspekte und der Ausbau der Landwirtschaft durch moderne Technologien und nachhaltige Bewirtschaftung stellen vielversprechende Ansätze für eine zukunftsfähige Entwicklung dar.
Fazit
Tunesien steht vor der Herausforderung, die Diskrepanz zwischen dem Potenzial einer jungen, gebildeten Gesellschaft und den begrenzten wirtschaftlichen Möglichkeiten zu überwinden. Die Chancen für das Land liegen in einer konsequenten Modernisierung, der Förderung von Innovation und Unternehmertum sowie in einer aktiven Rolle im regionalen und internationalen Kontext. Durch die Schaffung eines inklusiven, nachhaltigen und diversifizierten Wirtschaftsmodells kann Tunesien seine Position stärken und den gesellschaftlichen Zusammenhalt fördern.
[Quellen: Deutsche Gesellschaft für Internationale Zusammenarbeit (GIZ), Weltbank, United Nations Development Programme (UNDP), International Labour Organization (ILO), Tunesiens nationale Statistikinstitute, UNESCO]
Schlussfolgerungen und Ausblick auf die Zukunft Tunesiens
Weichenstellung für eine prosperierende Zukunft
Die in diesem Weißbuch dargelegten Analysen zu Tunesien spiegeln ein Land im Umbruch wider, das vor vielfältigen Herausforderungen steht, aber ebenso beachtliches Potenzial für eine positive Entwicklung in sich birgt. Die Schlussfolgerungen aus den vorangegangenen Abschnitten erlauben es, einen Ausblick auf die Zukunft Tunesiens zu geben und wichtige Handlungsempfehlungen abzuleiten.
Konsolidierung der jungen Demokratie
Tunesiens demokratische Fortschritte seit dem Arabischen Frühling sind beispiellos in der arabischen Welt. Es ist entscheidend, dass das Land weiterhin auf den Grundsätzen der Rechtsstaatlichkeit, der Gewaltenteilung und der Menschenrechte aufbaut. Der Schutz der demokratischen Errungenschaften und die Förderung einer aktiven Zivilgesellschaft werden eine Schlüsselrolle spielen, um die Vertrauensbasis zwischen den Bürgern und den staatlichen Institutionen zu stärken.
Wirtschaftliche Diversifizierung als Motor des Wachstums
Die tunesische Wirtschaft bedarf einer weiteren Diversifizierung, um weniger anfällig für externe Schocks zu sein und um nachhaltiges Wachstum zu gewährleisten. Die Förderung von Schlüsselsektoren wie erneuerbare Energien, Technologie und Dienstleistungen könnte Tunesien dabei unterstützen, sich als Wissens- und Innovationszentrum im Mittelmeerraum zu positionieren. Die Schaffung eines günstigen Investitionsklimas, das Start-ups und internationale Unternehmen anzieht, sollte ein vorrangiges Ziel der Wirtschaftspolitik sein.
Bildung und Qualifizierung als Grundpfeiler
Das Bildungssystem Tunesiens muss sich an die Erfordernisse des 21. Jahrhunderts anpassen, um der Jugend die Fähigkeiten und Kenntnisse zu vermitteln, die sie für den globalen Arbeitsmarkt benötigen. Investitionen in Bildung und lebenslanges Lernen sind unerlässlich, um die Beschäftigungsfähigkeit zu verbessern und die Innovationskraft des Landes zu steigern.
Soziale Inklusion und Geschlechtergerechtigkeit
Soziale Gerechtigkeit und die Förderung der Gleichstellung der Geschlechter sind wesentliche Voraussetzungen für eine stabile und inklusive Gesellschaft. Tunesien muss weiterhin Maßnahmen ergreifen, um Diskriminierung zu bekämpfen, und sicherstellen, dass alle Bürger, unabhängig von Geschlecht, Herkunft oder sozialem Status, gleiche Chancen haben.
Nachhaltige Nutzung natürlicher Ressourcen
Angesichts der klimatischen Herausforderungen ist es von zentraler Bedeutung, dass Tunesien eine nachhaltige Bewirtschaftung seiner natürlichen Ressourcen verfolgt. Wasser- und Bodenmanagement, der Schutz der biologischen Vielfalt und die Anpassung an den Klimawandel sind dabei prioritäre Handlungsfelder.
Ausblick: Tunesien als Mittler und Partner
Aufgrund seiner geographischen Lage und der historischen Verbindungen bietet sich Tunesien als Vermittler zwischen Europa und Afrika an. Die Stärkung der regionalen und internationalen Zusammenarbeit kann dazu beitragen, Tunesiens Rolle in der Weltwirtschaft zu festigen und die regionale Integration zu fördern.
Fazit
Tunesien steht am Scheideweg. Die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft sind gestellt, doch bedarf es konsequenter Anstrengungen in allen Bereichen der Gesellschaft und Politik. Die internationale Gemeinschaft sollte Tunesien dabei unterstützen, die Herausforderungen zu meistern und die Chancen zu nutzen, die sich aus seiner strategischen Position, dem demographischen Profil und dem kulturellen Reichtum ergeben. Nur durch eine Kombination aus inneren Reformen und externer Unterstützung kann Tunesien eine Vorreiterrolle in der Region übernehmen und eine prosperierende Zukunft für alle seine Bürger schaffen.